Projekt Helvetia
Der Handel, das Clearing und die Abwicklung von Vermögenswerten sind im Wandel. Angetrieben von technologischen Innovationen und neuen Anforderungen an Sicherheit, Geschwindigkeit und Effizienz entwickeln sich Finanzmarktinfrastrukturen (FMI) weiter. Gleichzeitig entsteht eine neue Generation von FMI auf der Grundlage der Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Sollten solche Infrastrukturen systemisch bedeutsam werden, empfehlen internationale Regulierungsstandards die Abwicklung der dort getätigten Transaktionen in Zentralbankgeld, sofern dies möglich und praktikabel ist.
Im Projekt Helvetia untersucht die Schweizerische Nationalbank zwei verschiedene Ansätze, um Transkationen mit tokenisierten Vermögenswerten in Zentralbankgeld abzuwickeln. Die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Ansätzen bestehen darin, wo die geldseitige Abwicklung stattfindet und welche Form das Zentralbankgeld annimmt.
Beim ersten Ansatz hat das Zentralbankgeld die Form von Wholesale Central Bank Digital Currency (Wholesale CBDC), ein von der SNB ausgegebener digitaler Franken, der Finanzinstituten vorbehalten ist. Sowohl das Zentralbankgeld als auch die Vermögenswerte bestehen in tokenisierter Form auf ein und derselben DLT-Infrastruktur, womit die Übertragung von Geld und Vermögenswerten gleichzeitig Zug-um-Zug stattfinden kann. Es handelt sich hier also um einen integrierten Ansatz. Im Kontext des Helvetia-Pilotbetriebs gibt die SNB Wholesale CBDC auf der DLT-basierten Abwicklungsplattform der SIX Digital Exchange (SDX) aus.
Beim zweiten Ansatz erfolgt die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten in traditionellem Zentralbankgeld. Dies wird durch eine Verbindung zwischen der DLT-Abwicklungsplattform und dem RTGS-System (Real Time Gross Settlement System) des Zahlungssystems Swiss Interbank Clearing (SIC-System) ermöglicht. Die Verbindung koordiniert die Abwicklung von Geld und tokenisierten Vermögenswerten zwischen den beiden Plattformen, weshalb es sich hier um einen synchronisierten Ansatz handelt. Die Finanzmarktinfrastruktur BX Digital (BXD) nutzt eine solche Verbindung zum SIC-System (RTGS-Link) produktiv.
Das Projekt Helvetia läuft bis mindestens Juni 2027 und soll dazu beitragen, verschiedene Anwendungsfälle für die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten mit Blick darauf zu verstehen, wie die SNB ihr Mandat auch in Zukunft bestmöglich erfüllen kann. Gleichzeitig unterstützt die SNB den Privatsektor in dessen Innovationsbestrebungen.
Pilotbetrieb: Integrierte Abwicklung mit Wholesale CBDC
Die SNB stellt im Rahmen des Helvetia-Pilotbetriebs digitales Zentralbankgeld für Finanzinstitute, sogenanntes Wholesale Central Bank Digital Currency (Wholesale CBDC) auf der Abwicklungsplattform der SIX Digital Exchange (SDX) zur Verfügung. Es handelt sich bei dieser Plattform um eine regulierte Finanzmarktinfrastruktur (FMI), die auf der Distributed-Ledger-Technologie basiert. Darauf können Finanzinstitute Geschäfte mit tokenisierten Vermögenswerten direkt in Wholesale CBDC abwickeln.
Der Helvetia-Pilotbetrieb läuft bis mindestens Juni 2027. Eine Verlängerung ist möglich und würde zur Erhöhung der Planungssicherheit frühzeitig kommuniziert werden.
Der Umfang des Pilotbetriebs soll schrittweise ausgeweitet werden. Einerseits können zusätzliche Finanzinstitute einbezogen werden. Andererseits soll Wholesale CBDC für eine breitere Palette von Finanzmarktgeschäften zur Verfügung stehen.
Mit dem Pilotbetrieb unterstützt die SNB den Privatsektor in dessen Innovationsbestrebungen. Die Nationalbank geht damit keine Verpflichtung ein, Wholesale CBDC dauerhaft einzuführen. Ein solcher Entscheid liegt im alleinigen Ermessen der SNB.
Kriterien für die Zulassung zum Pilotbetrieb
Um sich für die Teilnahme am Helvetia-Pilotbetrieb zu qualifizieren, müssen interessierte Finanzinstitute über ein Girokonto bei der SNB sowie einen Zugang zum Zahlungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC-System) verfügen (siehe Merkblatt über den Zugang zum SIC-System und zu Girokonten) und Teilnehmer der SDX sein.
Die Bedingungen für die Teilnahme am Pilotbetrieb und die Konditionen betreffend die Verfügbarkeit und die Nutzung von Wholesale CBDC in diesem Rahmen werden von der SNB in einem Dokument festgelegt, das von den zugelassenen Finanzinstituten zu unterzeichnen und für diese bindend ist.
Infoveranstaltungen Pilotbetrieb
Die SNB bietet regelmässig Einführungsveranstaltungen zum Helvetia-Pilotbetrieb an. Finanzinstitute sind eingeladen, ihr Interesse am Pilotbetrieb per E-Mail mitzuteilen.
RTGS-Link: Synchronisierte Abwicklung mit traditionellem Zentralbankgeld
Mit dem RTGS-Link untersucht die SNB die synchronisierte Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten. Die Finanzmarktinfrastruktur BX Digital (BXD) verwendet diesen RTGS-Link. Sie betreibt ein von der FINMA-lizenziertes "kleines DLT-Handelssystem". Das Angebot der BXD umfasst den multilateralen Handel von DLT-Vermögenswerten sowie die nachgelagerte Abwicklung. Es richtet sich an beaufsichtigte Finanzinstitute. Die Abwicklung der DLT- Vermögenswerte erfolgt über die öffentliche Blockchain Ethereum. Die geldseitige Abwicklung der darüber gehandelten Vermögenswerte erfolgt über das SIC-System. Da es sich beim SIC-System um ein Echtzeit-Brutto-Abwicklungssystem (Real Time Gross Settlement System, RTGS-System) handelt, wird diese Art der Abwicklung auch RTGS-Link genannt.
Die SNB untersucht im Rahmen von Projekt Helvetia die Möglichkeiten, Limitationen und potenzielle Verbesserungen des RTGS-Links für die Abwicklung von tokenisierten Vermögenswerten auf konzeptioneller Ebene.
Mehr Informationen zu Projekt Helvetia
Kontakt
Für Fragen rund um das Projekt Helvetia stehen wir unter folgender E-Mail zur Verfügung.