Hypothekar- und Immobilienmarkt: Aktuelle Entwicklungen bergen Risiken für die Finanzstabilität

Fritz Zurbrügg, Vizepräsident des Direktoriums

Universität Luzern, Luzern, 31.08.2021

In der Schweiz sind die Hypothekarkredite und die Preise für Wohnliegenschaften in den letzten Jahren stark gewachsen. Diese Entwicklungen verfolgt die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit grosser Aufmerksamkeit. Denn Immobilien- und Hypothekarmärkte spielen eine zentrale Rolle für den Bankensektor und damit für die Finanzstabilität als Ganzes. So waren in der Vergangenheit Verwerfungen an diesen Märkten wiederholt Auslöser von Kettenreaktionen, die nicht nur das Bankensystem, sondern die Volkwirtschaft insgesamt in Mitleidenschaft zogen.

Auf Grundlage ihres Finanzstabilitätsauftrags setzt sich die Nationalbank für die frühzeitige Erkennung und Begrenzung der Risiken auf diesen Märkten sowie für die Stärkung der Widerstandskraft der Banken ein. Um ihren Auftrag zu erfüllen, kommuniziert die SNB ihre Einschätzungen und Handlungsempfehlungen der Öffentlichkeit, wirkt an der Ausgestaltung des regulatorischen Rahmens in der Schweiz mit und prüft die angemessene Höhe des antizyklischen Kapitalpuffers regelmässig.

Aktuell deutet eine breite Palette von Indikatoren darauf hin, dass die Wohnliegenschaftspreise und Hypothekarvolumen in den letzten Jahren stärker gewachsen sind, als es Fundamentalfaktoren, wie beispielsweise das Wirtschaftswachstum, erklären können. Zudem haben die Kreditrisiken, vor allem Tragbarkeitsrisiken, bei neu vergebenen Hypotheken in den letzten Jahren stark zugenommen. Vor diesem Hintergrund schätzt die SNB die Verwundbarkeiten an den Immobilien- und Hypothekarmärkten aktuell als hoch ein. Es besteht somit eine erhöhte Anfälligkeit für Preisrückgänge und Anstiege der Kreditausfälle. Dank substanziellen Kapitalpuffern sollten die meisten Banken jedoch in der Lage sein, die damit verbundenen allfälligen Verluste zu absorbieren. Diese Kapitalpuffer sind für die Finanzstabilität somit essenziell.

Die aktuelle Tiefzinsphase und somit Anreize für eine erhöhte Risikonahme dürften auch weiterhin bestehen bleiben. Damit dürften auch die Finanzstabilitätsrisiken im Fokus bleiben. Ihre Eindämmung wird auch zukünftig die Mitwirkung und Unterstützung aller Akteure erfordern, sowohl der Behörden als auch der Kreditgeber und Kreditnehmer.