Finanzkrise vor dem Ende – Konjunktur vor der Wende?

Thomas Jordan, Mitglied des Direktoriums

Generalversammlung, Handels- und Industrieverein des Kantons Schwyz, Schwyz, 25.08.2009

Die Lage an den internationalen Finanzmärkten hat sich jüngst wieder aufgehellt. Massgeblich hierfür waren der positive Grundton in der Ertragsberichterstattung der Unternehmen und eine Serie unerwartet freundlich ausgefallener Konjunkturdaten. Beruhigend dürfte auch die im März 2009 weltweit über unkonventionelle Massnahmen forcierte Intensivierung der geldpolitischen Lockerung gewirkt haben. Die Kursavancen seit März sind jedoch teilweise als Korrektur vorangegangener Übertreibungen nach unten zu interpretieren. Weiterhin bestehen grosse Unsicherheiten. Die Gefahr für Rückschläge sollte nicht leichtfertig unterschätzt werden.

Die rezessive Entwicklung der Weltwirtschaft schwächte sich im zweiten Quartal 2009 deutlich ab. Die weltweit expansive Geldpolitik und die fiskalischen Stützungsprogramme dürften hier eine wichtige Rolle gespielt haben. Auch für die Schweizer Volkswirtschaft zeigt das Indikatorbild eine Wende zum Besseren an. Gleichwohl dürfte die gewerbliche Investitionstätigkeit angesichts des ausgesprochen niedrigen Nutzungsgrades der Produktionskapazitäten weiterhin abwärtsgerichtet sein. Angesichts der zunehmend düsteren Beschäftigungsaussichten sollten auch von der privaten Konsumaktivität konjunkturelle Bremseffekte ausgehen. Somit ist die aktuelle Konjunkturlage der Schweizer Volkswirtschaft insgesamt allen konjunkturellen Lichtblicken zum Trotz weiterhin schwierig. Auch scheint die Deflationsgefahr noch nicht völlig gebannt zu sein.

Der Zeitpunkt für eine Wende in der Geldpolitik ist in der Schweiz noch nicht gekommen. Nach Analyse verfügbarer Konjunkturdaten und -prognosen und unter Einbezug diverser Risikoabwägungen besteht für die SNB im Moment kein geldpolitischer Handlungszwang. Die SNB kann sich eine Warteposition leisten. Die Warteposition darf jedoch nicht mit einer Ruheposition verwechselt werden. Die SNB setzt ihre ausgesprochen expansive Geldpolitik und die am 12. März 2009 eingeleiteten unkonventionellen Massnahmen dezidiert fort: Der Franken-Geldmarkt wird weiterhin grosszügig und flexibel mit Liquidität versorgt, die Zinssätze bleiben tief, der Ankauf von Franken-Obligationen zur Dämpfung der Risikoprämien am Franken-Obligationenmarkt wird situativ fortgesetzt und die Aufwertung des Frankens verhindert.