Schweizerische Geldpolitik: Autonomie oder Anpassung an Europa?

3. April 2000
Europainstitut der Universität Basel, Basel

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Zusammenfassung

Im Vorfeld des Übergangs zum Euro war häufig die Befürchtung geäussert worden, die Einführung der neuen gemeinsamen Währung werde zu Turbulenzen an den Devisenmärkten führen. So rechneten viele Beobachter mit einer starken Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro, die unserer Wirtschaft schaden könnte. Diese Befürchtungen wurden durch die Ereignisse von 1994/95 genährt, als mangelndes Vertrauen in die künftige gemeinsame Währung eine Flucht der Anleger in den Schweizer Franken auslöste.

Der Übergang zum Euro ging indessen reibungslos vonstatten. Die befürchtete Frankenaufwertung blieb aus. Der Wechselkurs des Frankens gegenüber dem Euro verhält sich im Gegenteil erstaunlich stabil. Worauf ist diese Stabilität zurückzuführen? Manche Analysten behaupten, die Schweizerische Nationalbank (SNB) führe nicht wirklich eine autonome Geldpolitik, sondern folge im Wesentlichen der Europäischen Zentralbank (EZB), indem sie einen stabilen Wechselkurs des Frankens zum Euro anstrebe.

Die SNB trachtete zugegebenermassen bis zum Frühjahr 1999 danach, eine Frankenaufwertung zu verhindern. Es ging ihr aber nicht um einen stabilen Frankenkurs an sich. Sie war vielmehr bemüht, mit einer expansiven Geldpolitik einem Deflationsdruck entgegen zu wirken, der auf der schweizerischen Wirtschaft lastete. Inzwischen hat der Deflationsdruck einer kräftigen konjunkturellen Erholung Platz gemacht. Daher zog die SNB die geldpolitische Bremse ab Herbst 1999 wieder an. Heute besteht keine Notwendigkeit mehr, eine Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro zu verhindern. Im Kern führt die SNB eine autonome Geldpolitik, die auf die Gewährleistung der Preisstabilität ausgerichtet ist.

In der Praxis besteht allerdings oft eine beträchtliche Übereinstimmung zwischen der schweizerischen und europäischen Geldpolitik. Die SNB und EZB verfolgen nicht nur ähnliche geldpolitische Ziele und Strategien, sondern sie operieren auch in einem ähnlichen Umfeld. Die Ähnlichkeiten sind indessen nicht so gross, dass sich eine autonome schweizerische Geldpolitik erübrigen würde.

Gegenüber einer Anbindung des Frankens an den Euro hat das autonome Vorgehen zwei Vorteile: (a) Die SNB kann mit einer autonomen Geldpolitik auf die spezifischen Bedürfnisse der schweizerischen Wirtschaft Rücksicht nehmen. So lockerte die SNB ihre Geldpolitik in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre angesichts des damaligen Deflationsdrucks stärker als die Deutsche Bundesbank. Umgekehrt hat sie in den letzten Monaten ihre Zügel stärker gestrafft als die EZB. (b) Dank der autonomen Geldpolitik der SNB ist die Schweiz in der Lage, die langfristigen Zinsen tendenziell auf einem niedrigeren Niveau zu halten als das Eurogebiet. Aus diesen Gründen steht eine Anbindung des Frankens an den Euro nicht zur Diskussion.

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Beteiligte Personen

  • Georg Rich
    Direktor der Schweizerischen Nationalbank

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