Geldpolitische Lagebeurteilung vom 19. Juni 2025
Nationalbank senkt SNB-Leitzins auf 0%
Die Nationalbank senkt den SNB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0%. Der neue Leitzins gilt ab morgen, 20. Juni 2025. Sichtguthaben der Banken bei der SNB werden bis zu einer bestimmten Limite zum SNB-Leitzins verzinst. Der Zinsabschlag auf Sichtguthaben oberhalb dieser Limite beträgt unverändert 0,25 Prozentpunkte.1 Bei Bedarf ist die Nationalbank weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Der Inflationsdruck ist gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Mit der heutigen Lockerung der Geldpolitik wirkt die Nationalbank dem tieferen Inflationsdruck entgegen. Die Nationalbank wird die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt.
Die Inflation ging seit der letzten Lagebeurteilung weiter zurück. Sie sank von 0,3% im Februar auf -0,1% im Mai. Dieser Rückgang war hauptsächlich auf die Preisentwicklung im Tourismus und bei den Erdölprodukten zurückzuführen.
Die neue bedingte Inflationsprognose ist in der kurzen Frist im Vergleich zum März tiefer. Mittelfristig ist sie gegenüber der Prognose vom März kaum verändert. Die Prognose befindet sich über den gesamten Prognosezeitraum im Bereich der Preisstabilität (vgl. Grafik). Sie liegt im Jahresdurchschnitt bei 0,2% für 2025, 0,5% für 2026 und 0,7% für 2027 (vgl. Tabelle). Die Prognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum 0% beträgt. Ohne die heutige Zinssenkung läge die Prognose tiefer.
Die Weltwirtschaft setzte ihr moderates Wachstum im ersten Quartal 2025 fort. Für die kommenden Quartale hat sich der Ausblick für die Weltwirtschaft wegen der Zunahme der handelspolitischen Spannungen eingetrübt.
In ihrem Basisszenario geht die Nationalbank davon aus, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft über die nächsten Quartale abschwächen wird. In den USA dürfte die Inflation über die kommenden Quartale ansteigen. In Europa ist dagegen mit einer weiteren Abnahme des Inflationsdrucks zu rechnen.
Die Unsicherheit in Bezug auf das Szenario für die Weltwirtschaft ist weiterhin hoch. Beispielsweise könnten die Handelsbarrieren weiter erhöht werden und zu einer stärkeren Verlangsamung der Weltwirtschaft führen. Gleichzeitig ist nicht auszuschliessen, dass die Fiskalpolitik das Wachstum stärker stützt als erwartet.
Das Bruttoinlandprodukt der Schweiz wuchs im ersten Quartal 2025 stark. Diese Entwicklung war allerdings wesentlich dadurch geprägt, dass Exporte in die USA vorzeitig erfolgten, wie in anderen Ländern auch. Bereinigt um diese Effekte zeigt sich eine moderatere Wachstumsdynamik.
Nach dem starken ersten Quartal dürfte sich das Wachstum wieder zurückbilden und im weiteren Jahresverlauf eher verhalten ausfallen. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet die Nationalbank ein BIP-Wachstum von 1% bis 1,5%. Für das Jahr 2026 rechnet die Nationalbank aktuell ebenfalls mit einem Wachstum von 1% bis 1,5%. Die Arbeitslosigkeit dürfte weiter leicht zunehmen.
Die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz bleiben unsicher. Entwicklungen im Ausland stellen weiterhin das Hauptrisiko dar.
Vertiefte Informationen zum geldpolitischen Entscheid finden sich in den Einleitenden Bemerkungen des Direktoriums (verfügbar auf der SNB Website ab 19. Juni 2025, 10:00 Uhr).
- Weiterführende Informationen finden sich im aktualisierten Merkblatt zur Verzinsung von Sichtguthaben. Die Nationalbank wird weiterhin liquiditätsabschöpfende Offenmarktoperationen einsetzen.