Nach dem Libor: Eine neue Ära der Referenzzinssätze

Andréa M. Maechler / Thomas Moser, Mitglied des Direktoriums / Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

Virtueller Geldmarkt-Apéro, Webcast, 31.03.2022

Eine neue Ära der Referenzzinssätze hat Anfang Jahr begonnen. Der Libor war während mehrerer Jahrzehnte und für verschiedene Währungen, darunter auch den Schweizer Franken, der bedeutendste Referenzzinssatz. Er wurde in vielen Währungen per Ende 2021 eingestellt. Der SARON hat den Frankenlibor nun vollständig abgelöst.

Diese Rede geht auf die zentrale Rolle von Referenzzinssätzen für die Finanzmärkte ein und erörtert, unter welchen Umständen gewisse Zinssätze den Status eines Referenzzinssatzes erlangen oder verlieren. Im Nachgang der globalen Finanzkrise von 2007 bis 2009 hat der Libor zwei wichtige Anforderungen an einen Referenzzinssatz - Zuverlässigkeit und Robustheit - immer weniger erfüllt. Dies bedingte schliesslich seine Ablösung durch alternative Referenzzinssätze. Angesichts der enormen Bedeutung von Referenzzinssätzen waren umfangreiche Arbeiten für die Ablösung des Libors erforderlich.

Die Umstellung vom Libor auf neue Referenzzinssätze beinhaltete weit mehr als bloss den Austausch von Referenzzinssätzen. Da sich die neuen Referenzzinssätze in wesentlichen Aspekten vom Libor unterscheiden, mussten Marktpraktiken angepasst werden. Die Rede geht auf die Hauptmerkmale der neuen Referenzzinssätze und deren Unterschiede zum Libor ein.

Referenzzinssätze sind auch für die Übertragung der Geldpolitik von entscheidender Bedeutung. Daher thematisiert die Rede auch die Anpassung des geldpolitischen Konzepts der Schweizerischen Nationalbank (SNB) als Folge der Umstellung auf den SARON sowie die Auswirkungen für die Umsetzung der Geldpolitik.