Herausforderungen der aktuellen Geldpolitik der SNB

Dewet Moser, Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

ASIP-Mitgliederversammlung, Zürich, 08.05.2015

Seit acht Jahren ist das internationale wirtschaftliche Umfeld geprägt von Erschütterungen, Ungleichgewichten, Anpassungsprozessen und Unsicherheiten. Weder die Schweizer Wirtschaft noch die Schweizerische Nationalbank (SNB) können sich diesen wenig erbaulichen Realitäten entziehen. Vor diesem Hintergrund ist auch der Entscheid vom 15. Januar 2015 zu sehen, als die SNB den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufhob und den Zinssatz für die Giroguthaben auf -0,75% senkte. Der Entscheid hat weitreichende Auswirkungen für die Schweizer Wirtschaft. Auch für die Anlegerschaft ist das Umfeld anspruchsvoller geworden. Zinsanlagen in der Schweiz, aber auch international sind von sehr tiefen und teilweise sogar negativen Renditen geprägt. Insbesondere für Pensionskassen, die einen erheblichen Teil der Anlagen in Franken halten und eine bestimmte Mindestverzinsung erwirtschaften müssen, ist es schwierig, überhaupt noch zinstragende sichere Anlagen zu finden.

Das anhaltende Tiefzinsumfeld ist ein globales Phänomen und nur zum Teil auf die ausserordentlichen Massnahmen der Zentralbanken zurückzuführen. Zentralbanken können aber weder langfristiges Wachstum erzeugen noch strukturelle Probleme beheben. Auch wirtschaftliche Risiken können sie letztlich den Marktteilnehmern nicht abnehmen. Falls dies eine Zentralbank dennoch versucht, besteht die Gefahr, dass sie ihr gesetzliches Mandat der Preisstabilität aus den Augen verliert. Eine Zentralbank muss mitunter schwierige Entscheide treffen, die Kosten verursachen und unpopulär sein können. Der Entscheid vom 15. Januar, den die SNB im Gesamtinteresse des Landes fällte, gehört ohne Zweifel in diese Kategorie.

Da sich der Negativzins nur auf die Giroguthaben bezieht, die Banken und andere Finanzmarktteilnehmer bei der SNB halten, werden die Pensionskassen nicht direkt belastet. Allerdings geben die Banken den Negativzins an Grossanleger weiter, wobei die Höhe des Zinses und die Freibeträge variieren. Diese Weitergabe ist aus Sicht der Geldpolitik erwünscht, weil das Instrument nur so seine volle Wirkung entfalten kann. Aus dem gleichen Grund wird der Negativzins auch flächendeckend angewendet. Dabei werden möglichst wenig Ausnahmen gemacht - die SNB hat deshalb vor kurzem die Liste der Ausnahmen weiter verkürzt.

Eine solide Altersvorsorge ist zentral für unser Land. Auch wenn das Tiefzinsumfeld und der Negativzins die Schlagzeilen dominieren, sollte in der Diskussion nicht vergessen gehen, dass ein grosser Teil der Herausforderungen für die Pensionskassen regulatorischer und demografischer Natur ist. Wichtige Stellgrössen sind dabei das Rentenalter, die Höhe und Art der Finanzierungsquellen und die versprochenen Leistungen. Die SNB kann keinen Mindestzins garantieren oder demografische Veränderungen auffangen. Sie leistet aber mit einer auf Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik ihren Beitrag zu einem gesunden Fundament, das Wirtschaftswachstum und Wohlstand ermöglicht.