Den Finanzzyklus bändigen

Jean-Pierre Danthine, Vizepräsident des Direktoriums

SUERF Colloquium, Zürich, 05.09.2012

Die globale Finanzkrise hat es deutlich vor Augen geführt: Damit ein Finanzsystem stabil sein kann, muss die Regulierung systemische Risiken direkt angehen. Genau dies ist das Ziel von sogenannt makroprudenziellen Instrumenten, die einerseits die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems gegenüber negativen Schocks erhöhen und andererseits präventiv dem Aufbau von systemischen Risiken entgegenwirken sollen. Dieser makroprudenzielle Ansatz ist als Ergänzung zu sehen zu einer gut konzipierten Regulierung und Überwachung der einzelnen Finanzinstitute sowie zu einer Geldpolitik, die auf Preisstabilität ausgerichtet ist.

Gerade für die Schweiz sind solche makroprudenziellen Instrumente von zentraler Bedeutung. Die Finanzkrise hat sich hierzulande zwar weniger ausgeprägt niedergeschlagen als in vielen anderen Staaten. Jedoch haben sich aufgrund der anhaltend starken Dynamik auf den inländischen Hypothekar- und Immobilienmärkten mittelfristig Risiken für die Stabilität des Schweizer Finanzsystems aufgebaut. Die weitreichenden Auswirkungen sowohl der jüngsten Krise weltweit wie auch die Erfahrungen mit der Immobilienkrise der frühen 1990er-Jahre in der Schweiz machen deutlich, dass in dieser Hinsicht Selbstgefälligkeit verfehlt wäre.

Vor diesem Hintergrund ist das seit kurzem verfügbare Instrument des antizyklischen Kapitalpuffers ein gewichtiger Fortschritt. Das Instrument beruht auf Anreizen und stärkt den Grundsatz der Sorgfalt. Es kann bei Bedarf flexibel eingesetzt werden, um systemischen Risiken für die Finanzstabilität entgegenzuwirken.