Die Finanzkrise ebbt ab: Was bringt uns die Zukunft?

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Centro di Studi Bancari, Vezia, 15.12.2009

Nach der jüngsten Finanzkrise bricht für die Weltwirtschaft eine Phase geringen Wirtschaftswachstums an. In den Industrieländern wird die Arbeitslosigkeit verhältnismässig hoch sein. Zudem müssen sie ihre öffentlichen Finanzen konsolidieren, die durch die Krise und die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung in Schieflage geraten sind. In monetärer Hinsicht bleibt die Teuerung unter Kontrolle, zumindest in denjenigen Ländern, deren Zentralbank über eine ausreichende Unabhängigkeit verfügt.

Die Schweiz ist verhältnismässig gut auf diese Herausforderungen vorbereitet. Sie verfügt über gesunde öffentliche Finanzen und über die nötige Offenheit, die es ihr erlaubt, sich auf den dynamischsten Weltmärkten positionieren. Mit ihrer Tradition hoher Qualität und Technologie kann sie auf die spezifischen Nachfragebedürfnisse reagieren. Zudem verfügt sie über bedeutende Finanzressourcen und – durch die Offenheit des Arbeitsmarktes – über einen leichten Zugang zu Arbeitskräften, ohne den ein Wachstum nicht möglich wäre. Die einzig schlechte Karte der Schweiz ist ihr geringes geopolitisches Gewicht, das es ihr kaum erlaubt, sich gegenüber protektionistischen Tendenzen und diskriminatorischen Massnahmen grosser Länder zur Wehr zu setzen.

Der Staat muss sich deshalb nachdrücklich für den Freihandel einsetzen; er muss aber auch für bestmögliche Rahmenbedingungen für den Privatsektor sorgen, so dass sich dieser optimal entwickeln kann. Letztlich hängt unser künftiger Wohlstand von der Dynamik des Privatsektors, nicht von staatlichen Interventionen, ab.