Globalisierung und Finanzmärkte: Herausforderungen und Chancen

Thomas Jordan, Mitglied des Direktoriums

ETH Alumni Engineering & Management, Zürich, 13.11.2007

Die Globalisierung der Finanzmärkte hat in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Ausmass erreicht und übertrifft in verschiedener Hinsicht die Dynamik der Gütermarktglobalisierung. Diese Entwicklung dürfte in Zukunft noch wesentlich weiter gehen. Die Globalisierung der Finanzmärkte hat grundsätzlich positive Auswirkungen: Sie führt zu höherer Effizienz bei der weltweiten Allokation von Kapital und ermöglicht eine bessere Risikoverteilung bei den Anlagen. Die Globalisierung der Finanzmärkte führt jedoch in der Schweiz zu mehr Firmenübernahmen durch ausländische Investoren und zu neuen, schwierig quantifizierbaren Risiken bei Investitionen im Ausland.

Die Geldpolitik wird von der Globalisierung der Finanzmärkte mit einer doppelten Heraus­for­de­rung konfrontiert: Einerseits verändert sich die Funktionsweise des geldpolitischen Trans­missions­mechanismus, und die Interpretation von ökonomischen Modellen wird schwieriger. Anderer­seits nimmt der Einfluss ausländischer Schocks auf die einheimischen Finanz­märkte und die einheimische Volkswirtschaft zu. Die Globalisierung der Finanzmärkte führt so zu einem Anstieg der Unsicherheit in der Geldpolitik und erhöht die Notwendigkeit der geld­politischen Stabi­lisierung durch die nationalen Zentralbanken.

Insgesamt kann die Schweiz als kleine und offene Volkswirtschaft mit einem hoch entwickelten Finanzsektor von der Globalisierung der Finanzmärkte überdurchschnittlich profitieren. Es gilt, diese Chancen wahrzunehmen. Protektionismus bei Firmenübernahmen durch ausländische Investoren und übermässige Regulierung bei Auslandanlagen sind zu vermeiden. Vielmehr gilt es, durch vermehrte Eigenverantwortung der Investoren übermässige Risiken bei Auslandanlagen zu begrenzen und durch Innovation, Flexibilität und gutes Management zu verhindern, dass schweizerische Firmen unter ihrem eigentlichen Wert verkauft werden.