Wie hat sich das geldpolitische Konzept der SNB bewährt?

Thomas Jordan, Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

Vereinigung Berner Wirtschaftswissenschafter (VBW), Bern, 27.02.2007

Nachdem die Nachfrage nach Notenbankgeld in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre zunehmend instabil wurde, gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) Ende 1999 ihr Konzept der Geldmengensteuerung auf und führte ein neues geldpolitisches Konzept ein, in dessen Zentrum eine Inflationsprognose steht. Das neue Konzept sollte Kontinuität gewährleisten, durch eine Regelbindung die Geldpolitik glaubwürdig und berechenbar machen, jedoch gleichzeitig in der kurzen Frist einen gewissen Freiraum zur Abfederung von Schocks vorsehen. Ferner sollten die geldpolitischen Entscheidungen breiter abgestützt werden und zudem die Kommunikation intensiviert werden, um die Transparenz der Geldpolitik zu erhöhen.

Das neue Konzept erlaubte der SNB in den vergangenen sieben Jahren, entschieden auf eine Serie von positiven und negativen Schocks zu reagieren und den geldpolitischen Handlungsspielraum auszunutzen, ohne langfristig die Preisstabilität zu gefährden. Das neue Konzept hat sich somit gut bewährt. Ein Konzept, das sich in diesen Jahren ausschliesslich auf die Geldmenge gestützt hätte, wäre dem neuen Konzept zweifellos unterlegen gewesen. Das neue Konzept allein ist jedoch keine Garantie für eine weiterhin erfolgreiche Geldpolitik. Die SNB wird daher ihre Geldpolitik auch künftig mit höchster Sorgfalt und Wachsamkeit führen.

Die Geldpolitik ist heute noch nicht neutral. Trotz der gegenwärtig sehr tiefen Inflationsrate beabsichtigt die SNB deshalb, ihre Politik der graduellen Normalisierung fortzuführen. Dabei richtet sie sich an der längerfristigen Inflationsentwicklung aus. Diesbezüglich beobachtet die SNB besonders wachsam die Auswirkungen des anhaltend starken Wirtschaftswachstums sowie des zur Schwäche neigenden Aussenwerts des Frankens.