Die Schaffung des Euro und die neue internationale Währungsordnung: Eine Schweizer Sicht

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

2. Konferenz der Stiftung "Geld und Währung", Frankfurt am Main, 04.06.2004

Die Einführung des Euro stellte eine sehr positive Entwicklung dar für das internationale Währungssystem und für die Schweiz, deren Wirtschaft stark vom Welthandel abhängt.

Die Schweiz profitiert von der grösseren Transparenz, die der Euro bietet, und von den niedrigeren Transaktionskosten, die durch seine Einführung möglich wurden. Vielleicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte ist die Schweiz umgeben von einem Gebiet, das ihr geldpolitisches Ziel teilt, nämlich die Preisstabilität. Dies erklärt weitgehend, warum der Franken-/Euro-Wechselkurs in den letzten fünf Jahren relativ stabil war. Aber auch schon das Vorhandensein der europäischen Einheitswährung hat bei Dollarturbulenzen dritte Währungen - wie den Schweizer Franken - vor zu starker Volatilität geschützt.

Gleichzeitig behält die Schweiz die Trumpfkarte einer unabhängigen Geldpolitik, welche der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erlaubt, sehr rasch auf die spezifischen Bedürfnisse der Schweizer Volkswirtschaft zu reagieren. Seit 2001 hat die SNB daher die Zinsen schneller und entschiedener gesenkt als die Europäische Zentralbank (EZB). Mit einer Inflation von unter 1 Prozent geniesst die Schweiz Preisstabilität, und ihr Zinsniveau ist deutlich tiefer als das der Eurozone.

Ein homogeneres Währungssystem in Europa und eine stabilere internationale Währungsordnung werden der Schweiz helfen, ganz von der gegenwärtigen Erholung der Weltwirtschaft zu profitieren.