Mittendrin, doch nicht dabei – Erfahrungen und Perspektiven der schweizerischen Geldpolitik

Bruno Gehrig, Vizepräsident des Direktoriums

Deutsch-schweizerische Gesellschaft, Hamburg, Hamburg, 26.03.2003

Die Schweiz ist nicht Mitglied der Europäischen Union (EU), aber trotzdem alles andere als eine Insel in Europa. Gemessen an den Handelsströmen ist die Schweiz stärker integriert als ein durchschnittliches EU-Mitgliedsland. Umso mehr stellt sich die Frage nach der Zweckmässigkeit des währungspolitischen Alleingangs. Im Rückblick auf die Jahre der Koexistenz mit dem Euro fällt die Bilanz des gewählten Kurses insgesamt positiv aus. Die beim Start der Europäischen Währungsunion von vielen befürchteten Turbulenzen im Verlauf des Schweizer Franken-/Euro-Wechselkurses sind ausgeblieben, und die Möglichkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB), eigenständige monetäre Impulse zu setzen, hat sich konjunkturell als Vorteil erwiesen.

Die Wirtschaftsentwicklung ist international und für die Schweiz durch zahlreiche Unsicherheiten geprägt. Auch wenn das ordentliche Instrumentarium praktisch erschöpft ist, wird die SNB nötigenfalls – unter Einsatz unkonventioneller Massnahmen – handeln. Bei bedeutenden konjunkturellen Risiken nach unten wird auch 2003 ein Jahr mit geringem BIP-Wachstum bleiben. Eine Rückkehr zum Trendwachstum von etwa 1.5 Prozent scheint nicht vor 2004 möglich. Im laufenden und im nächsten Jahr sind unproblematische Teuerungsraten von einem halben bis einem Prozent zu erwarten.