Ist eine Notenbank für Überraschungen gut?

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Statistisch-Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Basel, 25.03.2002

Geldpolitik ist in den vergangenen Jahren weltweit transparenter geworden. Transparenz führt dazu, dass die Märkte das Verhalten einer Notenbank besser verstehen und antizipieren können. Dadurch werden die meisten Überraschungen vermieden.

Es gibt mehrere Gründe, welche für Transparenz in der Geldpolitik sprechen. Transparenz ermöglicht erstens eine schnellere und präzisere Umsetzung der Geldpolitik. Der Grund dafür liegt darin, dass Geldpolitik hauptsächlich über die Erwartungen der Marktteilnehmer wirkt. Transparenz erlaubt es einer Notenbank, diese Erwartungen schneller und präziser in ihrem Sinne zu beeinflussen. Weiter wird durch Transparenz unnötige Volatilität an den Märkten vermieden und die Flexibilität der Notenbank erhöht.

Transparenz ist ausserdem eine Voraussetzung für die Rechenschaftsablage. Unabhängigkeit verpflichtet in einer Demokratie zur Rechenschaftspflicht, und Rechenschaft kann nur über transparente Sachverhalte abgelegt werden. Transparenz ist der beste Schutz vor Angriffen auf die Unabhängigkeit einer Notenbank.