Überlegungen zur schweizerischen Geldpolitik

Bruno Gehrig, Vizepräsident des Direktoriums

Universität St. Gallen, St. Gallen, 09.01.2002

Die schweizerische Geldpolitik hat in den vergangenen 30 Jahren verschiedene Änderungen erfahren. Diese betrafen weniger ihre Zielsetzung als das Konzept der Zielerreichung. Nach mehreren Varianten der Geldmengensteuerung erfolgte anfangs 2000 der Schritt zu einer auf Inflationsprognosen basierenden Zinssteuerung. Für die geldpolitische Praxis der meisten Länder liegen die wichtigsten Veränderungstendenzen in der Abkehr von der Aggregatssteuerung, deutlich verstärkten Anstrengungen zu Gunsten der Transparenz und in der zunehmenden Verbreitung von Inflationsprognosen.

In den vergangenen Quartalen hat sich die globale Konjunktur markant abgekühlt, primär als Folge eines brüsken Abfalls der Investitionstätigkeit. Dieser Szenenwechsel hat auch die Schweizer Wirtschaft betroffen. Aktuell dürfte sie nur noch geringfügig wachsen. Bei rückläufigen Investitionen und Exporten hat sich der Konsum robust entwickelt. Die Teuerung dürfte im begonnenen Jahr mit rund einem Prozent im unproblematischen Bereich verlaufen und auch in den folgenden beiden Jahren kaum zu Besorgnis Anlass geben. Das Wachstum wird vorläufig gering bleiben. Unter der Annahme einer ungefähr im Sommer einsetzenden Erholung im Ausland und einer in etwa stabilen Entwicklung des Frankenkurses dürfte sich auch die schweizerische Konjunktur im Verlauf der zweiten Jahreshälfte wieder deutlich beschleunigen.