Jahresverlust 2022 der Nationalbank - Gründe, Bedeutung und Konsequenzen

Barbara Janom Steiner, Präsidentin des Bankrats

115. ordentliche Generalversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre der Schweizerischen Nationalbank, Bern, 28.04.2023

Die Nationalbank hat im Geschäftsjahr 2022 einen Verlust erlitten. Im Unterschied zur Situation bei Unternehmen aus der Privatwirtschaft ist das Jahresergebnis bei der Nationalbank kein Massstab dafür, wie erfolgreich sie ihre gesetzlich definierte Aufgabe erfüllt. Da die Geldpolitik immer Vorrang hat, können im Gesamtinteresse des Landes auch geldpolitische Entscheide nötig sein, die zu höheren Bilanzrisiken führen. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Nationalbank mit genügend Eigenkapital ausgestattet ist, um allfällige Verluste zu absorbieren. Zwar bleibt die Nationalbank auch bei vorübergehend negativem Eigenkapital vollumfänglich in der Lage, ihren geldpolitischen Auftrag zu erfüllen. Ein über einen längeren Zeitraum negatives Eigenkapital kann jedoch die Glaubwürdigkeit des Noteninstituts langfristig untergraben und Zweifel an seiner Handlungsfähigkeit schüren. Es ist daher wichtig, dass die Nationalbank auch weiterhin eine besonnene Rückstellungspolitik verfolgt, welche die Bewahrung ihrer langfristigen Handlungsfähigkeit ins Zentrum stellt.