Die Finanzkrise im sechsten Jahr: Ende in Sicht?

Fritz Zurbrügg, Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Zürich, 21.03.2013

Im sechsten Jahr der Finanzkrise hat sich die Lage an den Finanzmärkten deutlich aufgehellt. Rückt damit das Ende der Krise in Sicht, oder handelt es sich bloss um ein Strohfeuer?

Die Massnahmen der Zentralbanken haben wesentlich zur Stabilisierung des Finanzsektors beigetragen. Der Finanzsektor ist aber nur ein Teil des Ganzen und seine Stabilisierung zwar Voraussetzung, aber keine Garantie für ein nachhaltiges Wachstum der Weltwirtschaft. Die positive Stimmung auf den Finanzmärkten sowie vorlaufende Konjunkturindikatoren nähren die Hoffnung auf eine fortschreitende Erholung. Damit sich diese Hoffnung erfüllt, müssen jedoch strukturelle Reformen durchgeführt werden.

Die drei grössten Herausforderungen für die Weltwirtschaft sind die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors, die Flexibilisierung der Arbeits- und Gütermärkte - dies vor allem in Europa - sowie die Konsolidierung der Staatsfinanzen in den Industrieländern. Auf allen drei Ebenen sind Fortschritte zu verzeichnen. Der Weg ist aber noch lang und beschwerlich. Aufgrund der relativ lang andauernden Wachstumsschwäche ist die Gefahr gross, dass sich in den am schwersten betroffenen Ländern eine Reformmüdigkeit ausbreitet. Umso wichtiger ist, dass die Reformen gut konzipiert und glaubwürdig sind und dass sie konsequent, aber zugleich umsichtig umgesetzt werden. Es besteht zudem das Risiko, dass der Druck auf die Zentralbanken steigt, mangelnden Reformwillen mit geldpolitischen Massnahmen zu kompensieren.

Diesem Druck können und müssen die Zentralbanken unbedingt standhalten, damit sie sich weiterhin auf die Gewährleistung der Preisstabilität konzentrieren können. Die Regierungen wiederum sollten diese tiefe Krise als Chance für die Umsetzung von dringend nötigen Strukturreformen nutzen. Nur dann ist auch ohne Fragezeichen ein Ende der Finanzkrise in Sicht.