Die Schweizerische Nationalbank und die Finanzkrise

Philipp Hildebrand, Präsident des Direktoriums

Club of Rome Forum, Zürich, 20.01.2011

Seit August 2007 sind die Zentralbanken im Rahmen der Krisenbekämpfung im Dauereinsatz. Es galt, das Finanzsystem zu stabilisieren und den Konjunktureinbruch zu begrenzen.

Die Folgen der Finanzkrise widerspiegeln sich in vielen Ländern sowohl in den Staatsfinanzen als auch in den Bilanzen der Zentralbanken. In der Schweiz haben sich die Folgen beziehungsweise Kosten der Finanzkrise vergleichsweise wenig in den Haushalten von Bund und Kantone niedergeschlagen. Die Kosten, zurzeit primär in der Form von Risiken, finden sich hauptsächlich in der Bilanz der Nationalbank.

Die Bilanzsumme der Nationalbank hat sich insbesondere wegen Devisen-Käufen deutlich ausgedehnt. Der hohe Bestand an Devisenanlagen bringt zwangsläufig höhere Risiken mit sich. Wie die Nationalbank am 14. Januar 2011 mitgeteilt hat, erwartet sie für das Jahr 2010 einen hohen Verlust. Hauptursache sind die Wechselkursverluste auf den Devisenanlagen.

Mit Blick auf diese Verluste ist die Versuchung gross zu argumentieren, die Nationalbank hätte keine Devisen kaufen sollen. Der Sinn und Zweck der Nationalbank ist jedoch nicht die Gewinnerzielung. Der Entscheid, ob geldpolitische Massnahmen in Form von Devisen-Käufen erforderlich sind, basiert auf der Beurteilung der Deflationsgefahr und des notwendigen geldpolitischen Expansionsgrades, um dieser entgegenzuwirken. Geldpolitische Untätigkeit in den dramatischen Phasen von 2009 und 2010 war keine Option.

Es gilt das Primat der Geldpolitik. Das oberste Ziel der Geldpolitik – der Auftrag des Gesetzgebers an die Nationalbank ist explizit – ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Das ist der Beitrag, den die Nationalbank für das Wohlergehen dieses Landes leisten kann und muss.