Geldpolitik in der Finanzmarktkrise

Thomas Jordan, Mitglied des Direktoriums

Anlass für Banken und Pensionskassen, Hotel Bellevue Palace, Bern, 02.04.2008

Die Ursache der seit August 2007 anhaltenden Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten liegt hauptsächlich im US-Häusermarkt. Einerseits begünstigte eine längere Phase tiefer Dollar-Zinsen die Nachfrage nach Wohnimmobilien in den USA. Zum anderen erwiesen sich die Struktur des amerikanischen Hypothekenmarktes, die damit verbundene starke Zunahme an Schuldnern mit schlechter Bonität und die nachgelagerte Verbriefung der entsprechenden Hypothekarkredite als problematisch. Zwischen 2001 und 2006 verdoppelten sich die Preise für US-Wohnimmobilien. Ende 2006 kam es bei der Preisentwicklung zu einer Trendwende, die in der Folge sowohl im Immobilien- als auch im Hypothekenmarkt eine Krise auslöste.

Die starke Ausweitung der sogenannten Subprime- und Alt-A-Hypotheken und eine Verschlechterung der Schuldnerbonität innerhalb dieser Segmente brachten eine Erhöhung von Zahlungsverzügen und Ausfällen mit sich. Dadurch verloren auch scheinbar mündelsichere, mit US-Subprime-Hypotheken unterlegte Wertpapiere deutlich an Wert. Da die Banken selbst massiv in diesem Markt investiert sind, mussten sie teilweise grosse Abschreibungen vornehmen. Nach wie vor herrscht Unsicherheit über die noch zusätzlich notwendigen Abschreibungen der Banken, wodurch die Situation an den internationalen Geldmärkten weiter angespannt bleibt.

Die Zentralbanken haben in der Krise schnell und flexibel reagiert, um die Liquiditätsversorgung der Banken sicherzustellen und den Verzerrungen am Geldmarkt entgegenzuwirken. Die Schweizerische Nationalbank erreichte mit verschiedenen Massnahmen eine Stabilisierung des Dreimonats-Libors im angestrebten Bereich und konnte somit die Schwankungen im geldpolitischen Restriktionsgrad im internationalen Vergleich bisher relativ gering halten.

Die grundlegenden Probleme im Bankensektor können aber weder durch flexiblen Einsatz eines erweiterten geldpolitischen Instrumentariums, noch durch koordinierte Aktionen der Zentralbanken allein gelöst werden. Die Banken müssen zur Lösung der Probleme, die die aktuelle Krise ausgelöst haben, selber wesentlich beitragen. Im Vordergrund stehen dabei die Herstellung von Transparenz über gefährdete Positionen und deren Bewertung, eine Erhöhung der Kapitalbasis und eine Verbesserung des Risikomanagement- und Kontrollsystems.