Notenbankpolitik und Immobilienmarktentwicklung

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

8. Internationales Symposium der "Group of Fifteen", Zürich, 01.02.2007

Der Immobilienmarkt ist aus einer Reihe von Gründen für die Schweizerische Nationalbank von erheblichem Interesse. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der Entwicklung der Immobilienpreise zu, die den privaten Konsum, die Investitionen und die Kredittätigkeit der Banken beeinflussen können und zudem über das Segment der Mietpreise direkt in den Konsumentenpreisindex einfliessen. Die Geldpolitik der Nationalbank ist darauf ausgerichtet, die Preisstabilität – gemessen an der Entwicklung der Konsumentenpreise – zu gewährleisten. Die Nationalbank würde deshalb ihre Geldpolitik mit Sicherheit anpassen, wenn sie damit rechnen müsste, dass die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt die gesamtwirtschaftliche Preisstabilität gefährdet.

Der schweizerische Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt und einen grossen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung geleistet. Nach Einschätzung der Nationalbank befindet sich insbesondere der Wohnungsmarkt heute in einer ausgeglichenen Verfassung. Es gibt deshalb zur Zeit keinen Grund zur Besorgnis. Die Nationalbank wird die Entwicklung jedoch weiterhin aufmerksam verfolgen. Einige Faktoren, die die Nachfrage nach Wohnraum in Zukunft verstärken könnten, sind im Auge zu behalten. So befindet sich die schweizerische Konjunktur im Aufwind, und die Einkommen steigen, ebenso wie die Preise von Vermögensanlagen. Ein zusätzlicher Druck könnte auch durch die demografische Entwicklung entstehen. Seit Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU vor bald fünf Jahren sehen wir beispielsweise eine recht starke Zuwanderung gut ausgebildeter, kaufkräftiger Personen. Dies alles erhöht tendenziell die Nachfrage nach Wohnraum. Bis jetzt vermochte das Angebot mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Bei einer verstärkten Nachfrage könnte es aber infolge der trägen Anpassung des Angebots durchaus zu stärkeren Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt kommen. Es wäre dann die Aufgabe der Nationalbank, in einem solchen schwierigeren Umfeld dafür zu sorgen, dass die Entwicklung der Immobilienpreise die Preisstabilität als ganzes nicht gefährdet.