Internationale Konjunkturaussichten und zentrale Herausforderungen der Geldpolitik

Philipp Hildebrand, Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Zürich, 23.03.2006

Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung entspricht grundsätzlich den Erwartungen der Nationalbank. Die internationale Konjunkturentwicklung zeigt sich robust und mit positivem Ausblick. Für die Schweiz erwartet die Schweizerische Nationalbank (SNB) für 2006 ein breit abgestütztes Wachstum von gut 2% und eine moderate Inflation von rund 1%.

Die Geldpolitik steht heute neben den üblichen wirtschaftlichen Risiken vor drei zentralen Herausforderungen. Erstens sind die Effekte der Globalisierung auf die Inflation zu antizipieren. Zweitens ist aus dem Zusammenspiel von Globalisierung und reichlicher Liquiditätsversorgung die Entwicklung der Preise von verschiedenen Aktiva zu analysieren. Das geldpolitische Konzept der SNB erlaubt es, eine längerfristige Optik einzunehmen und Gefahren für mögliche Verzerrungen frühzeitig zu erkennen. Drittens ist das Identifizieren des neutralen Zinssatzes im heutigen Umfeld schwieriger geworden. Verschiedene Faktoren sprechen in der Tendenz eher für einen tieferen neutralen Zinssatz, andere in der Tendenz eher für einen höheren.

Die SNB wird vor diesem Hintergrund die graduelle Normalisierung ihrer Geldpolitik fortsetzen. Die Geschwindigkeit und das Ausmass dieser Normalisierung werden von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig sein. Dank günstiger Inflationsentwicklung und nach wie vor gut verankerten Inflationserwartungen sind wir in der Lage, eine vorsichtige Annäherung des Zinssatzes in Richtung Neutralität vorzunehmen.