Die Schweiz: Klein, aber global

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Handelskammer Schweiz-Argentinien, Buenos Aires, 16.11.2004

Das sich ändernde europäische Umfeld und die Globalisierung fordern die Schweiz. Ein Beispiel ist die Öffnung des schweizerischen Arbeitsmarktes gegenüber der EU. Sie gewährt Zugang zu einem riesigen Arbeitsmarkt, löst aber auch Ängste aus. Diesen Ängsten wird durch die flankierenden Massnahmen des Bundes Rechnung getragen. Der Versuch, jegliche Lohnanpassungen etwa durch die Einführung flächendeckender Mindestlöhne verhindern zu wollen, wäre kontraproduktiv. Der schweizerische Arbeitsmarkt würde unflexibler und die Schweiz um einen ihrer wichtigsten Standortvorteile ärmer.

Als kleines und offenes Land spürt die Schweiz auch in starkem Masse die Globalisierung. Sie zwingt zu Effizienzsteigerungen und zu rigoroser Kostenkontrolle. Diese Entwicklung bekommt nicht zuletzt auch der global ausgerichtete Finanzplatz Schweiz zu spüren. Die Zeiten, in denen die Banken und Versicherungen zuverlässige Jobmaschinen waren, dürften daher auf absehbare Zeit vorbei sein.

In den letzten Jahren ist in der Schweiz ein Reformprozess in Gang gekommen, der das Wirtschaftswachstum fördern und insbesondere der Binnenwirtschaft neue Impulse verleihen soll. Der Reformprozess erfolgt aber teilweise nur halbherzig, so dass einige Beobachter der Schweiz mittlerweile die Fähigkeit zu umfassenden Reformen gänzlich absprechen. Zu diesem Pessimismus besteht kein Grund. Die Schweiz ist sich sehr wohl bewusst, dass weder das europäische Umfeld noch die Globalisierung auf ihre nationalen Befindlichkeiten Rücksicht nehmen werden. Gleichzeitig hat die Erfahrung auch gelehrt, dass ein kleines Land in einer globalisierten Welt bestehen kann, wenn es sich auf seine komparativen Stärken besinnt.