Der Finanzplatz Schweiz im europäischen Kontext

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Fédération bancaire française, Paris, 22.05.2003

Der Erfolg des Finanzplatzes Schweiz beruht auf mehreren Faktoren. Einige sind bankenspezifisch wie die fachliche Kompetenz der Akteure, die Qualität der Infrastrukturen und das Vertrauen der Kunden in die Unternehmen unseres Landes; andere sind allgemeiner Natur und betreffen die grosse Weltoffenheit der Schweizer Wirtschaft, die moderate Steuerbelastung sowie das stabile politische und monetäre Umfeld, in dem die Banken arbeiten. Diese Faktoren tragen heute noch zu einem gewissen komparativen Vorteil des Finanzplatzes Schweiz bei, doch der Bankensektor unterliegt einer rasanten Entwicklung, so dass die Banken unseres Landes immer wieder Flexibilität und Innovationsgeist an den Tag legen müssen, um sich den veränderten Bedingungen anzupassen.

Vier Tendenzen scheinen für die Zukunft der Finanzplätze auf schweizerischer und internationaler Ebene besonders wichtig zu sein: der verstärkte internationale Wettbewerb, die niedrigeren Erträge aus Finanzgeschäften, das schwindende Vertrauen der Öffentlichkeit in die finanzielle Berichterstattung und in die Unternehmensführung sowie das erhöhte Risiko von Finanzdelikten. Der Finanzplatz Schweiz hat als Antwort auf diese Herausforderungen zahlreiche Initiativen ergriffen. Seine Bemühungen konzentrieren sich auf die Kostenkontrolle, die Transparenz bei den Verfahren und die Bekämpfung von Geldern zweifelhaften Ursprungs.

Die Einführung des Euro war ebenfalls ein bedeutendes Ereignis für den Finanzplatz Schweiz und für die Wirtschaft unseres Landes im Allgemeinen. Seit 1999 ist das Nebeneinander von Franken und Euro ziemlich harmonisch, und die europäische Währung hat international eine stabilisierende Rolle gespielt. Zwar hat sich der Franken verteuert, doch widerspiegelt diese Tendenz weitgehend die Entwicklung der Fundamentaldaten der schweizerischen Wirtschaft. Unter diesen Gegebenheiten wird die Nationalbank weiterhin eine unabhängige Geldpolitik führen und dabei die Entwicklung des Wechselkurses berücksichtigen.