Das internationale Währungssystem: Ist der Euro ein Bollwerk gegen externe geldpolitische Krisen?

Georg Rich, Direktor der Schweizerischen Nationalbank

European Union Studies Center, City University, New York, 05.05.1999

Georg Richs Ausführungen überraschen nicht: Es gibt keine einfachen Rezepte, welche die Übertragung geldpolitischer Krisen in anderen Teilen der Welt verhindern könnten. Um das Risiko einer Ansteckung zu begrenzen, müssen die Behörden vor allem eine gesunde makroökonomische Politik verfolgen. Gutes makroökonomisches Management bietet zwei Vorteile: Es schützt Länder in hohem Masse vor externen Schocks und erweitert den Handlungsspielraum der Behörden, schädliche Auswirkungen solcher Schocks auf die einheimische Wirtschaft abzufedern.

Die Einführung des Euro bietet der Europäischen Union die Gelegenheit, verstärkt eine gesunde Wirtschaftspolitik anzustreben. Angesichts ihres Auftrags, die Preisstabilität zu bewahren, wird die Europäische Zentralbank (EZB) eine starke Triebkraft für eine gute Wirtschaftspolitik sein. Die EZB hat allerdings eine schwierige Aufgabe: Sie muss ihren geldpolitischen Kurs in einem neuen und unbekannten Umfeld führen. Darüber hinaus erschweren ihr verschiedene Hindernisse - vor allem die fragilen Staatshaushalte und unflexiblen Arbeitsmärkte in vielen EU-Ländern -, ihren Auftrag zu erfüllen. Sollte die EZB erfolgreich ihren Stabilitätsauftrag wahrnehmen können, würde der Euro nicht nur zu einem Bollwerk gegen externe Schocks, sondern auch zu einer Quelle der Stabilität für die übrige Welt.