Hat die Raiffeisenbewegung ein Erfolgsgeheimnis?

Bruno Gehrig, Mitglied des Direktoriums

100-Jahr-Jubiläum der Raiffeisenbank Bichelsee-Turbenthal, Turbenthal, 19.02.1999

Vor 100 Jahren wurde in Bichelsee/TG die erste Raiffeisenbank der Schweiz gegründet. Die Initiative des Dorfpfarrers Traber hatte zum Ziel, die gravierenden Finanzierungsengpässe in Landwirtschaft und Gewerbe durch Selbsthilfe der Bevölkerung zu mildern. Dem Beispiel Bichelsees folgten zahlreiche Gründungen: heute ist die Raiffeisenorganisation die Nr. 3 im inländischen Bankgeschäft. Diese Erfolgsgeschichte basiert auf mehreren Faktoren. Die Kreditgewährung beschränkt sich auf wenig riskante Engagements an Mitglieder der einzelnen Bank. Dass Schuldner nachschusspflichtige Miteigentümer sein müssen, macht den Raiffeisenkredit für Träger hoher Risiken unattraktiv.

Die ausgeprägte Sicherheitsorientierung hat sich gerade in den letzten Jahren eindrücklich bewährt. Organisatorisch entscheidend ist die Kombination der dezentralen Verantwortlichkeit der Banken mit der starken Führungsrolle der Zentrale in St. Gallen. Letzterer kommt in der Kontrolle des Geschäfts und im Effort zur Strukturanpassung vitale Bedeutung zu.

Die Bankenlandschaft Schweiz bietet der Raiffeisenbewegung attraktive Zukunftsperspektiven wenn es gelingt, die Herausforderungen des Wandels kompetent zu meistern. Dabei wird es nicht um neue Rezepte gehen, sondern um die konsequente Umsetzung bewährter Grundsätze. Unverzichtbar sind die Beschränkung auf das Kerngeschäft und der Respekt vor den für Raiffeisen angemessenen Proportionen.