Zur Geldpolitik im neuen Jahr

Hans Meyer, Präsident des Direktoriums

Universität St. Gallen, St. Gallen, 21.01.1999

Nach einem Rückblick auf das Jahr 1998 äussert sich Nationalbankpräsident Hans Meyer im zweiten Teil seines Referates zur Geldpolitik 1999. Im dritten Teil kommen einige grundlegende Probleme der Geldpolitik zur Sprache und im vierten geht es um den Auftrag der Nationalbank.

Aufgrund der verschiedenen geldpolitischen Indikatoren drängte sich für 1999 keine Straffung der Geldpolitik auf. Geldpolitische Überlegungen beruhen allerdings zu einem grossen Teil auf Prognosen. Der geldpolitische Kurs muss daher laufend anhand neuer Informationen überprüft und unter Umständen angepasst werden.

Die Nationalbank verfolgt eine flexible Strategie. Sie versucht das Ziel der Preisstabilität dadurch zu erreichen, indem sie sich sowohl an der Entwicklung der monetären Aggregate als auch an anderen Indikatoren orientiert. Ihre Geldpolitik ist in dem Sinne pragmatisch, als die Zahl der verwendeten Indikatoren nicht abschliessend und das Gewicht, das den einzelnen zugemessen wird, nicht von vornherein fixiert ist.

Geldpolitische Entscheide sind in erheblichem Masse Ermessensentscheide. Gerade deshalb ist es wichtig, dass über den Auftrag der Notenbank Klarheit herrscht. Der neue Währungsartikel beauftragt die Nationalbank, die Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes zu führen, wobei das Ziel der Preisstabilität vorrangig ist. Im Interesse einer optimalen Gesamtwirkung ist jedes wirtschaftspolitische Instrument seinen besonderen Eigenschaften entsprechend einzusetzen. Zwischen der Geldversorgung und der Preisstabilität besteht tendenziell und längerfristig ein Zusammenhang. Letztlich geht es deshalb darum, die Geldversorgung angemessen auf die reale Wirtschaftsentwicklung abzustimmen. Damit kann Preisstabilität gewährleistet werden. Diese ist kein Selbstzweck, sondern ein wesentlicher Beitrag für eine ausgeglichene wirtschaftliche Entwicklung. Sie ist nicht zuletzt aber auch ein soziales Anliegen, leiden doch die schwächsten Glieder der Gemeinschaft am stärksten unter der Teuerung.