Eine Welt der tiefen Zinsen

Jean-Pierre Danthine, Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Zürich, 22.03.2012

Wir leben - in der Schweiz wie auch in den meisten anderen entwickelten Volkswirtschaften - in einer Zeit aussergewöhnlich tiefer Zinsen, seien dies nominale oder reale, lang- oder kurzfristige Sätze. Dieser Zustand ist nicht neu. Der Abwärtstrend setzte in den 1980er-Jahren ein und hat sich seither beschleunigt, teilweise getrieben von zyklischen Faktoren verbunden mit der Antwort der Zentralbanken auf die Krise. Kurzfristig sind die Bestimmungsgrössen des Tiefzinsumfelds absolut klar, doch sind die Ursachen des längerfristigen Trends umstritten. Was immer auch der Ursprung sein mag, die Zinsen können nicht weltweit für immer auf so tiefen Niveaus verharren, nicht zuletzt weil die fundamentalen und zyklischen Kräfte hinter diesem Trend ihren Einfluss wahrscheinlich verlieren werden. Das ist für Sparer, die unter der aktuellen Lage leiden, eine gute Nachricht. Schuldner hingegen, die sich langfristig finanzieren, sollten sich darüber im Klaren zu sein, dass die derzeit tiefen Zinsen nicht einer "neuen Normalität" entsprechen.