Hat Bargeld eine Zukunft?

Jean-Pierre Danthine, Vizepräsident des Direktoriums

Assemblée Générale de l'Association des Alumni HEC, Lausanne, 08.05.2014

Eine der traditionellen Aufgaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) besteht darin, die Wirtschaft mit Banknoten und Münzen zu versorgen. Die Banknoten stellen denn schon seit Gründung der SNB das sichtbarste Verbindungselement zur Bevölkerung dar. Als alltäglicher Gebrauchsgegenstand, aber auch symbolisch, verkörpern Banknoten Qualität, Sicherheit und Stabilität der SNB und der Schweiz insgesamt, nicht zuletzt auch gegenüber dem Ausland. Deshalb ist es zentral, dass die SNB die Aufgabe der Bargeldversorgung gewissenhaft wahrnimmt. Banknoten spielen für das Vertrauen der Bevölkerung in die Institution und in ihre Entscheidungen eine nicht zu unterschätzende Rolle - und dieses Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung, dass die SNB ihren geldpolitischen Kernauftrag erfüllen und damit die Preisstabilität bewahren kann.

Aufgrund der technologischen Entwicklung der Nachkriegszeit hat die an der Wirtschaftsleistung gemessene Bedeutung von Bargeld abgenommen. Anfang der 1990er-Jahre pendelte sich die Bargeldnachfrage allerdings auf einem stabilen Niveau ein, und seit 2008 ist im Zuge der Finanzkrise sogar ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Der Technologiesprung der letzten 25 Jahre - und damit insbesondere das Internet - hat also die Nachfrage nach Bargeld nicht wesentlich beeinträchtigt. Bargeld wird von der Bevölkerung nach wie vor als Wertaufbewahrungs- und als Zahlungsmittel geschätzt. Bargeld ist sichtbar und fassbar, was es in Zeiten der Unsicherheit bezüglich der Stabilität von Banken besonders wertvoll macht. Zudem sind die Zinsen seit einiger Zeit sehr tief und damit die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung gering. Aber auch die Bedeutung von Bargeld für Zahlungszwecke ist ungebrochen. Dabei stechen zwei Wesensmerkmale heraus: Bargeld ist als gesetzliches Zahlungsmittel in hohem Masse akzeptiert und äusserst zuverlässig im Gebrauch.

Auf technologischer Ebene schreitet allerdings die Entwicklung neuer elektronischer Zahlungsarten sowie im Bereich digitaler Geldformen stetig voran. Zudem wird der Anteil der Bevölkerung, der ohne Bankkarte, Internet und Mobiltelefon aufgewachsen ist, immer kleiner. Bewegt sich die Schweiz damit in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft? Auch wenn die Bedeutung von Bargeld über die Zeit geschmälert werden könnte, ist eine vollständige Verdrängung unwahrscheinlich. Die spezifischen Vorzüge von Bargeld lassen vielmehr vermuten, dass es auch künftig zur Wertaufbewahrung und als Zahlungsmittel eingesetzt wird. Mit gut aufgestellten, flexiblen Prozessen in der Banknotenherstellung und -verarbeitung trägt die SNB dazu bei, dass es weiterhin jederzeit den Anforderungen des Publikums entsprechen kann.