Geldpolitik und Finanzmärkte: Rückt die Normalisierung näher?

Fritz Zurbrügg, Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Genf, 21.11.2013

Rückt eine Normalisierung der Geldpolitik und der Finanzmärkte näher? An den Finanzmärkten gibt es zwar Indizien, die positiv stimmen: die Beruhigung an den Anleihenmärkten in der europäischen Peripherie, neue Höchstwerte an den Aktienmärkten und der Anstieg der langfristigen Zinssätze seit Mitte Jahr. Andere Beobachtungen sind aber weniger ermutigend: Die Weltwirtschaft erholt sich nur schleppend, und die Risiken für das Wachstum sind nach wie vor abwärts gerichtet. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere in der EU, ist sehr hoch, und viele Strukturreformen wurden aufgeschoben.

Zur Beruhigung an den Finanzmärkten haben die ausserordentlichen Massnahmen der Zentralbanken massgeblich beigetragen. Diese Massnahmen sind in den meisten Fällen nach wie vor in Kraft. Damit ist klar, dass die Geldpolitik noch weit von einer Normalisierung entfernt ist. Wie die ersten Erfahrungen der US-Notenbank zeigen, könnte ein Ausstieg aus der ausserordentlich expansiven Geldpolitik holprig verlaufen. Mit Blick auf die globalen Aussichten spricht wenig für ein Näherrücken einer generellen Normalisierung der Geldpolitik. Die Konjunkturerholung verzögert sich, und die Wachstumsprognosen wurden gesenkt.

Eine lang anhaltende Tiefzinsphase birgt aber auch Gefahren. Dazu gehören zunehmende Preisverzerrungen und abnehmende Reformanreize. Auch liegt die Frage nahe, ob die ausserordentlich expansive Geldpolitik langfristig zu Inflation führen wird. In der Schweiz sind aber aufgrund der nach wie vor negativen Produktionslücke, des starken Frankens und der stabilen bis sinkenden Rohstoffpreise keine Inflationsgefahren erkennbar. Bei Zinsen von null bleibt der Mindestkurs auf absehbare Zeit ein notwendiges Instrument.