Nach der Krise: Die Anreize im Finanzsektor verbessern

Jean-Pierre Danthine, Mitglied des Direktoriums

Founding event of the School of Finance, University of St. Gallen, St. Gallen, 20.05.2011

Einer der Gründe für die Entstehung der jüngsten Finanzkrise liegt wohl im Eingehen übermässiger Risiken. Eine wichtige Ursache dafür bilden wiederum falsche Anreize für die Manager, Aktionäre und Obligationäre der Finanzinstitute. Besonders augenfällig ist die Anreizproblematik bei jenen Instituten, die der Kategorie "Too big to fail" (TBTF) zugerechnet werden. Um die Anreize zu ausgewogenen Risikoentscheiden zu verstärken sowie das Problem der impliziten Staatsgarantie für die TBTF-Institute zu mildern, sind verschiedene Massnahmen vorgeschlagen worden. Zu den wichtigsten zählen höhere Eigenkapitalanforderungen sowie ein Eigenkapitalzuschlag für systemisch relevante Finanzinstitute, wobei ein Anteil davon aus bedingten Wandelanleihen bestehen kann. Ebenso wichtig sind organisatorische Massnahmen, die "Teilbankrotte" ermöglichen. Sie reduzieren die nachteiligen Effekte für die Gesamtwirtschaft, die mit einem Ausfall von systemisch relevanten Instituten verbunden sind. Die vorliegende Analyse zeigt, dass diese Massnahmen, die einen Teil des zurzeit dem Parlament vorgelegten TBTF-Pakets bilden, auf soliden theoretischen Grundlagen beruhen. Die Massnahmen werden die eingegangenen Risiken wirksam verringern sowie das Problem der impliziten Staatsgarantie entschärfen. Sie werden voraussichtlich nur geringe Auswirkungen auf die Kreditvergabepraxis und auf die Kapitalkosten haben. Die Eigenkapitalrendite wird im Einklang mit der Reduktion der durch die Aktionäre getragenen Risiken abnehmen.