Geldpolitik und Unsicherheit

Thomas Jordan, Mitglied des Direktoriums

Universität Freiburg im Breisgau, Freiburg im Breisgau, 15.01.2008

Die Volkswirtschaft ist ein komplexes System und befindet sich zudem aufgrund des techno­lo­­gischen Fortschritts und der Globalisierung in stetem Wandel. Die Geldpolitik agiert daher in einem Umfeld hoher Unsicherheit. Die unerwarteten und einschneidenden Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten im Zusammenhang mit der aktuellen Krise im US Häuser- und Hypothekenmarkt haben erneut die zentrale Bedeutung von Unsicherheit für die Geldpolitik vor Augen geführt.

Unsicherheit gibt es über die genaue Funktionsweise der Wirtschaft, über den aktuellen Zustand der Wirtschaft sowie über zukünftige exogene Schocks. Unsicherheit kann sich in der Form von Risiko äussern, das durch eine bekannte Wahrscheinlichkeitsverteilung charakterisiert ist, oder aber in der Form von Knight'scher Unsicherheit, die durch eine unbekannte Wahrscheinlichkeits­ver­tei­lung charakterisiert ist. Von der letzteren Art der Unsicherheit gehen die grösseren Herausforderungen an die Geldpolitik aus.

Unsicherheit ist ein Grund dafür, dass die Geldpolitik ihr Instrument üblicherweise nur langsam und in kleinen Schritten verändert. Bei vermuteten grossen Gefahren für die Volkswirtschaft kann Unsicherheit jedoch auch nach raschem und entschlossenem Handeln verlangen.

Geldpolitische Entscheidungsträger müssen sich der Unsicherheit sowie der Grenzen ihres Wissens bewusst sein. Der hohe Grad an Unsicher­heit spricht gegen eine ambitionierte Fein­steuerung der Konjunktur und für eine Konzentration auf die Hauptaufgabe der Geldpolitik, der Erhaltung der Preisstabilität. Unsicherheit erfordert ausserdem eine breite und unvoreingenomme Analyse sowie Ermessensspielraum und Flexibilität in der geldpolitischen Entscheidungsfindung.