Die Vorteile flexibler Finanzmärkte: eine Zentralbankperspektive

Philipp Hildebrand, Mitglied des Direktoriums

CFA Institut, Zürich, 22.05.2006

Der rasche technische Wandel und die Marktliberalisierung waren die treibenden Kräfte für die bemerkenswerte Entwicklung der globalen Finanzmärkte in den letzten dreissig Jahren. Konsequenzen dieser Entwicklung sind eine geographische Neuordnung der globalen Kapitalmärkte, ein hohes Tempo der Produktinnovation und Veränderungen im Wesen und in der Zusammensetzung der Finanzmarktteilnehmer.

Die mit den heutigen flexiblen Finanzmärkten verbundenen Vorteile sind vielfältig. Finanzmärkte wurden bedeutend effizienter bei der Kapitalallokation. Neue Produkte erlauben eine bessere Verteilung der Risiken und eine Verflüssigung bisher illiquider Anlagen. Zudem haben sie die Markttransparenz erhöht. In der Folge haben flexible Finanzmärkte die Innovation gefördert und wahrscheinlich das Wirtschaftswachstum erhöht. Ferner haben sie dazu beigetragen, Volkswirtschaften robuster gegen Schocks zu machen.

Ungeachtet der breiten Vorteile beinhalten moderne Finanzmärkte auch neue Risiken. Diese Risiken führen zum Ruf nach immer weiter reichender Regulierung. Während ein gewisser Grad an Regulierung tatsächlich erforderlich ist, um die Integrität der Finanzmärkte zu garantieren, sollte die Schwelle für Regulierung hoch angesetzt sein. Regulierung sollte nur in Betracht gezogen werden, falls deren Ziel vollkommen klar ist und es eindeutige Anzeichen gibt, dass die Marktteilnehmer keinen Anreiz dazu haben oder unfähig sind, die Risiken selbst angemessen zu managen. Anstatt nach Regulierung zu streben, sollten Marktteilnehmer, Zentralbanken und Regulatoren sich darauf konzentrieren, den aktiven Dialog zu verstärken mit dem Ziel, das Verständnis der mit den modernen Finanzmärkten einhergehenden neuen Risiken zu fördern.