Sicherung der Liquidität durch Repo-Geschäfte

Thomas Jordan, Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Genf, 17.11.2005

Das primäre Ziel einer Bank besteht darin, langfristig eine möglichst hohe Rendite auf dem eingesetzten Eigenkapital zu erwirtschaften. Indem die Bank höhere Risiken eingeht, kann sie ihre durchschnittliche Rendite steigern. Die Bank sollte jedoch nur Risiken eingehen, die insgesamt ihr Überleben nicht gefährden können. Das Überleben einer Bank ist aber nicht nur von ihrer Solvenz, sondern zusätzlich auch von ihrer Liquidität abhängig. Für eine Bank ist es unerlässlich, dass sie ihre Zahlungsverpflichtungen jederzeit fristgerecht erfüllen kann.

Unter normalen Umständen sollte die Sicherstellung der notwendigen Liquidität für eine solvente Bank keine grösseren Schwierigkeiten bereiten. Die Bank kann im Ausmass ihres Liquiditätsbedürfnisses Kreditlimiten bei anderen Instituten beanspruchen oder eigene liquide Aktiven einsetzen. In ausserordentlichen Situationen hingegen kann sich die Liquiditätsbeschaffung deutlich schwieriger gestalten. Der Bedarf an Liquidität kann massiv steigen, währenddem bisherige Liquiditätsquellen plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, damit eine Bank auch in solchen Situationen über zuverlässige Liquiditätsquellen verfügt. Jede Bank ist auch in schwierigen Zeiten selbst für ihre Liquidität verantwortlich. Im Hinblick auf solche Zeiten sollte eine Bank daher vorsorglich genügend notenbankfähige Aktiven halten, die sie entweder über den Repo-Markt oder über die Notenbanken mobilisieren kann. Das Liquiditätsmanagement gehört zu den Kernaufgaben einer Bank und sollte aufgrund seiner Bedeutung im Krisenfall in der direkten Verantwortung der Geschäftsleitung liegen.

In Bezug auf die Sicherheit hat das Repo-Geschäft im Vergleich zu den traditionellen Geldmarktinstrumenten gewichtige Vorteile. Die Kreditrisiken werden minimiert, weil die Geldforderung jederzeit voll mit Effekten gedeckt ist. In Bezug auf die Liquiditätssicherung hat das Repo-Geschäft ebenfalls klare Vorteile gegenüber anderen Geldmarktgeschäften. Ein funktionierender Repo-Markt trägt wesentlich zur Liquiditätssicherung im Bankensektor bei. SNB-repofähige Effekten lassen sich am Interbankenmarkt jederzeit in Geld umwandeln. Die Abhängigkeit von Kreditlimiten ist dagegen riskant, weil dieses Liquiditätspotential in kürzester Zeit verschwinden kann. Zudem ist der Zugang zu allen Fazilitäten der Nationalbank ab 2006 nur noch über Repo-Geschäfte möglich. Um ein zeitgemässes Liquiditätsmanagement sicher zu stellen, sollte sich deshalb jede eigenständige inländische Bank an das Franken Repo-System anschliessen.