Konjunkturelle Perspektiven und Geldpolitik

Philipp Hildebrand, Mitglied des Direktoriums

Geldmarkt-Apéro, Genf, 17.11.2005

Die Schweizer Wirtschaft profitiert von einem günstigen internationalen Umfeld. Die Wirtschaftsaktivität in den USA blieb stark, jene in Japan und zuletzt auch Europa haben sich verbessert. Auch in der Schweiz deuten die neusten Indikatoren auf ein stärkeres Wachstum hin. Die Exporte bleiben zwar der Antriebsmotor der Erholung, der Privatkonsum hat sich aber ebenfalls merklich verbessert. Das Konsumentenvertrauen bleibt jedoch vor dem Hintergrund eines sich nur schwach verbessernden Arbeitsmarktes fragil. Die Schweizerische Nationalbank glaubt, dass sich die wirtschaftliche Erholung in der Schweiz fortsetzt. Unter den bestehenden Risiken sind insbesondere eine plötzliche Anpassung des US-Ertragsbilanzdefizits und ein erneuter Anstieg der Energiepreise hervorzuheben.

Aus monetärer Sicht ist die aktuelle Situation durch gegenläufige Strömungen gekennzeichnet. Einerseits ist der konjunkturelle Ausblick positiv. Andererseits trüben verschiedene Risiken dieses positive Bild. Zudem könnte der Anstieg der Energiepreise bei gleichzeitig expansiv bleibenden monetären Bedingungen die mittelfristige Preisstabilität gefährden. Die Globalisierung übt weiterhin starken Druck auf die Preisentwicklung vieler Güter aus. In diesem komplexen Umfeld ist es wichtig, dass die Zentralbanken zu ihrem wichtigsten geldpolitischen Gut, stark verankerten Inflationserwartungen, Sorge tragen. In der Schweiz bedeutet dies, dass wir den Prozess der Normalisierung der monetären Bedingungen nicht aufschieben sollten, solange die wirtschaftliche Erholung anhält. Ansonsten würden wir die mittelfristige Preisstabilität gefährden.