Finanzmarktstabilität und Hedge Funds: wirksame und unwirksame Überwachungsansätze

Philipp Hildebrand, Mitglied des Direktoriums

Diskussionsforum "Nachbarn Deutschland-Schweiz: Impulse für die Zukunft", Berlin, 09.11.2005

Die Hedge-Fund-Industrie ist in den letzten Jahren stark gewachsen und zu einem wichtigen Segment der globalen Finanzmärkte geworden. Dank der Möglichkeit des Einsatzes von Leverage und grosser Flexibilität als Kernelemente einer breiten Palette von Anlagestrategien konnten hohe Renditen erwirtschaftet werden. Hedge-Funds sind eine wichtige Quelle von Innovationen im traditionellen Anlagegeschäft und sorgen für eine höhere Liquidität, Effizienz und Flexibilität an den Finanzmärkten. Aus dem rasanten Wachstum der Branche und insbesondere aus der Anwendung von extremen Leverage-Niveaus ergeben sich jedoch auch potenzielle systemische Risiken, welche aus notenbankpolitischer Sicht im Gegensatz zu prudenziellen Aspekten relevant sind. Das Ausmass an Leverage ist auf aggregierter Ebene zwar schwierig quantifizierbar, ist aber gemäss verschiedenen Untersuchungen tiefer als zur Zeit des Beinahezusammenbruchs von LTCM im Jahr 1998. Es kann trotzdem nicht ausgeschlossen werden, dass temporär extreme Niveaus von Fremdkapitaleinsatz bei einzelnen Hedge-Funds bestehen und dass eine Krise in der Hedge-Fund-Industrie auf deren wichtigste Handelspartner, die grossen Investmentbanken, überschwappen könnte. Die Regulierung und Überwachung zur Verminderung der Systemrisiken sollte deshalb bei den globalen Investmentbanken ansetzen und sicherstellen, dass diese angemessene Risikomanagementsysteme und -prozesse für Gegenpartei- und Liquiditätsrisiken unterhalten. Eine Eröffnung weiterer Regulierungsfelder ist angesichts knapper Ressourcen nicht wünschenswert.