Die Schweiz im globalen Wettbewerb: Eine Strategie für alle Fälle

Philipp Hildebrand, Mitglied des Direktoriums

Universität St. Gallen, St. Gallen, 29.08.2005

Offenheit war einer der wichtigsten Faktoren, welche die Schweiz zu einem der reichsten Länder der Welt gemacht haben. Ein bedeutender Teil unserer Industrie, auf der unser heutiger Wohlstand beruht, geht direkt oder indirekt auf ausländisches Know-How und ausländische Unternehmer zurück, welche die Schweiz vor allem im 19. Jahrhundert aufgrund ihrer Offenheit und stabilen liberalen Rahmenbedingungen anzuziehen vermochte. Offenheit führt zu Wettbewerb, Innovation und Fortschritt und sichert dadurch nachhaltigen Wohlstand.

Indem die Schweiz jedoch ihren Binnenmarkt zunehmend abschottete und den Wettbewerb fernhielt, wich sie vom Pfad der Tugend ab. Darin dürfte eine Hauptursache für die Wachstumsschwäche der Schweiz liegen. Aussenwirtschaftspolitik ist immer auch Binnenmarktpolitik; die Aussenwirtschaftspolitik verfügt daher über wirksame Instrumente, den Binnenmarkt von aussen her zu öffnen. Eine aussenwirtschaftliche Öffnung der Schweiz ist somit nicht nur für die Exportindustrie, sondern auch für den Binnenmarkt von grösster Bedeutung.

Offenheit gegenüber Europa und Offenheit gegenüber andern Handelsblöcken schliessen sich dabei nicht aus. Offenheit heisst letztlich, sich mit den Besten zu messen, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Region. Nur wenn wir mit den Besten im Wettbewerb stehen, werden wir auch in Zukunft zu den Besten gehören. Die Schweiz sollte sich daher nicht auf eine geographische Richtung der Öffnung fixieren, sondern Offenheit zum Grundprinzip ihrer Wirtschaftspolitik erheben. Indem sich die Schweiz in ihrer Wirtschaftspolitik wieder vermehrt auf ihre altbewährten Tugenden der Offenheit, Freiheit und Selbstverantwortung besinnt, wird sie ihren Wohlstand auch in einem veränderten internationalen, von intensivem Wettbewerb geprägten Umfeld mehren.