Die Schweiz inmitten der Eurozone - Lage und Aussichten

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Südtiroler Industriellenverband, Bozen, 14.10.2003

Die Europäische Währungslandschaft hat sich im letzten Jahrzehnt grundlegend verändert. Die Europäische Zentralbank geniesst heute als unabhängige Notenbank hohes Ansehen. Der Euro hat innert kürzester Zeit als Anlagewährung grosse Bedeutung erlangt und ist weiter im Vormarsch. Seit dem Jahr 2002 ist er auch das physische Zahlungsmittel in 12 EU-Ländern.

Die Entstehung der Einheitswährung Euro hat auch die Schweiz in vielfacher Weise berührt. Zunächst hat der Euro das Leben der Schweizer Unternehmen erleichtert. Das Devisenmanagement ist einfacher geworden und die Gefahr von Währungsturbulenzen, wie man sie vom Europäischen Währungssystem EWS her noch kannte, hat abgenommen. Der Euro wird in der Schweiz etwa in dem Ausmass als Zahlungsmittel verwendet, wie früher die Landeswährungen unserer unmittelbaren Nachbarn. Es ist möglich, dass seine Bedeutung in dieser Hinsicht noch etwas zunehmen wird. Es besteht aber keine Gefahr, dass er den Franken als Zahlungsmittel verdrängen wird. Als Anlage- und Emissionswährung bedeutet der Euro zwar eine verstärkte Konkurrenz, doch bleibt der Franken eine attraktive Diversifikationswährung. Die mit der Einführung des Euro gestiegene Preistransparenz auf dem europäischen Markt strahlt auch auf die Schweizer Binnenwirtschaft aus und schärft dort das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Strukturveränderungen.

Schliesslich haben sich die anfänglichen Befürchtungen, mit dem Euro könnte das Wechselkursverhältnis Franken-Euro destabilisiert werden, nicht bewahrheitet. Trotz einiger Schwankungen sind die Relationen zwischen den beiden Währungen bemerkenswert stabil geblieben. Insgesamt ist das Zusammenleben zwischen Franken und Euro somit durchaus zu einer „Erfolgsstory“ geworden.