Die Schweiz im EU-Umfeld

Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums

Polnisch-schweizerische Industrie- und Handelskammer, Warschau, 16.06.2003

Die Schweiz ist auf das Engste mit ihrem europäischen Umfeld verbunden; trotzdem ist sie nicht Mitglied der Europäischen Union. Für dieses Abseitsstehen der Schweiz gibt es nach wie vor gute Gründe. Mit den bilateralen Verträgen hat sich die Schweiz aber den sektoriellen Zugang zum europäischen Binnenmarkt sichern können. Die bevorstehende Osterweiterung der Europäischen Union bietet der Schweiz sowohl neue Chancen wie auch neue Herausforderungen.

Die Globalisierung und die Liberalisierung der internationalen Finanzmärkte haben auch auf dem Finanzplatz Schweiz zu tief greifenden Änderungen und grossen Umwälzungen geführt. Besonders das letzte Jahr wird als sehr schwieriges Jahr in die Geschichte eingehen. Durch die anhaltende Verzögerung des Konjunkturaufschwungs bleibt der Finanzsektor auch weiterhin unter Druck.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mit ihrem neuen geldpolitischen Konzept durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Sie konnte damit die erfolgreiche Geldpolitik der letzten zehn Jahre fortsetzen. Die Schweiz kommt damit weiterhin in den Genuss von Preisstabilität und einem überdurchschnittlich hohen Beschäftigungsgrad.

Auch die bisher mit der europäischen Einheitswährung gemachten Erfahrungen sind durchaus positiv. Die bei der Einführung aufgetauchten Bedenken haben sich allesamt als unbegründet erwiesen. Der Handlungsspielraum der SNB hat sich nicht verkleinert und es hat sich gezeigt, dass auch in einer kleinen offenen Volkswirtschaft weiterhin eine eigenständige Geldpolitik möglich ist.

Die aktuelle konjunkturelle Lage wird nach wie vor von Abwärtsrisiken dominiert. Trotzdem sollte die Schweiz durch die Strukturbereinigungen der letzten Jahre gut positioniert sein, um von der nächsten globalen Konjunkturerholung profitieren zu können.