Finanzmarktinfrastrukturen als Determinanten der Attraktivität des internationalen Finanzzentrums Schweiz

Niklaus Blattner, Mitglied des Direktoriums

Generalversammlung der FSG Swiss Financial Services Group AG, Zürich, 15.05.2001

Das Internationale Finanzzentrum Schweiz (IFZCH) verkörpert ein volkswirtschaftliches Centre of excellence. Im Mittelpunkt steht die Vermögensverwaltung. Deren Attraktivität wird manchmal auf die regulatorischen Rahmenbedingungen reduziert. Diese sind wichtig, entscheiden aber nicht allein über die Zukunft. Neben der Diskretion zählen noch andere Faktoren. Die Solidität der Anbieter und das Preis-Leistungsverhältnis der Dienstleistungen wiegen mindestens ebenso schwer. Finanzmarktinfrastrukturen können tragende Säulen der Wettbewerbsfähigkeit des IFZCH sein, aber nur, wenn sie kompromisslos der Effizienz untergeordnet werden. Internationale Zusammenarbeit und Offenheit gegenüber ausländischen Kunden helfen, die Enge des schweizerischen Binnenmarktes zu überwinden. Die Entwicklung der Swiss Value Chain belegt diese These. Die Finanzmarktaufsicht und die Zentralbank sind an einem attraktiven Finanzzentrum interessiert. Sie anerkennen die Bedeutung der Finanzmarktinfrastrukturen. Bei der Bewilligung und Überwachung sind sie zu einer sorgfältigen und umfassenden Abwägung der Chancen und Risiken verpflichtet und kommen dieser Verpflichtung mit grossem Engagement nach.

Die Schweizerische Nationalbank hat den verfassungsmässigen Auftrag, die schweizerische Geld- und Währungspolitik zu führen. Damit sie diese Aufgabe wahrnehmen kann, ist sie auf ein funktionstüchtiges und stabiles Finanzsystem einschliesslich robuster Wertschriften- und Zahlungssysteme (Infrastrukturen) angewiesen. Eine Zentralbank kann nur mittelbar, d.h. über die Geldversorgung bzw. über die Geld- und Kapitalmärkte auf die Preisstabilität und die Wirtschaftsentwicklung einwirken. Ein schlecht funktionierendes oder gar instabiles Finanzsystem erschwert bzw. verunmöglicht die Führung der Geld- und Währungspolitik.